Prof. Dr. Detlef Stern

Die lange Woche vom 13.3.23

Beginn der Vorlesungszeit! Immer noch mit Cyberanfall. Dafür mit noch mehr Fehlkommunikation als üblich. Aber der Reihe nach.

Da war geplant, das Lehr- / Lernmanagementsystem ILIAS am Wochenende vorher so neu zu installieren, dass es auch von außerhalb des Hochschulnetzes zugreifbar sein soll. Bis jemand auf die glorreiche Idee kam, dass man dann besser das neue Authentisierungssystem zum Anmelden verfügbar machen müsste. Dummerweise war das erst für diese Woche geplant. Wer da wohl alles mit wem nicht gesprochen hatte? Zumal ein hiesiger IT-Dienstleister der größeren Art mit dabei ist. Hat aber wohl eher wenig Domänenwissen.

So bliebt es erstmal bei den bisherigen Auswirkungen des Cyberanfalls.

Montags ist bei mir eher Tag der Online-Besprechungen. Jemand wollte die Abschlussarbeit von mir betreut haben, mit vom externen Unternehmen vorgegebenen Thema. Das Ursprungsthema wäre vor 10 Jahren aktuell gewesen, aber wir haben etwas gefunden. Und zugleich wieder einen Irrtum zum Thema Sperrvermerkeritis behoben. Kleine Botschaft an mitlesende Unternehmensvertreter: die sind fast immer unnötig, häufig schädlich. Zumindest im Bundesland Baden-Württemberg.

Bei einem Termin wurde ich versetzt. So konnte ich mal wieder meine kleine Regelung anwenden und hatte so etwas zusätzliche Zeit, mit dem Hund unterwegs zu sein.

Montags ist auch der Tag, an dem ich meist etwas zum Zettelstore programmieren kann. Während der letzten Wochen habe ich die Generierung von HTML umgestellt. Vorher wurde HTML direkt herausgeschrieben, nun per SxHTML, ein S-Expression-basiertes Format, welches de facto nur eine andere XML-artige Syntax ist. Generiert man HTML direkt, dann übersieht man gerne die eine oder andere Regel, wie welche Zeichen an welchem Ort im HTML-Dokument zu kodieren sind. Das macht nun SxHTML für mich. Und als Nebeneffekt, benötige ich bald keine Template-Engine mehr. Für Insider: Quasi-Quote macht es möglich.

Dienstag ging es auch für mich mit den Vorlesungen los. Zunächst fing mich ein Mitarbeiter mit der Botschaft ab, ein zu Vorlesungsbeginn auch von mir (und ihm und weiteren) benötigtes IT-System würde keine Authentifizierungsdaten entgegen nehmen. Letzte Woche funktionierte es noch. Wieder mal eine Änderung dank nicht kommunizierter Cyberanfallumgehungsprojekte? Immerhin fiel mir ein Fix ein und ich konnte das System auch für die erste Lehrveranstaltung, Projektmanagement, einsetzen.

Dieses Fach wurde wie im letzten Semester mit Heinrich Kümmerle als Lehrbeauftragten aufgeteilt. Wir hatten uns eine nette Aufteilung ausgedacht, so dass jeder von uns beiden etwa die Hälfte der Studierenden betreuen kann, jeder grob 60. Die 60 Studierenden waren auf jeden Fall bei mir im Raum, wie geplant. Bei ihm erschienen etwa 25. Schön kuschelig. Da gibt es wohl einige, die noch immatrikuliert sind, aber nicht mehr am Studienbetrieb teilnehmen. Oder die lieber parallel ein Fach aus dem 3. Semester belegen, Projektmanagement im 2. Semester eher mitlaufen lassen und sich bei der Klausur wundern, weshalb sie in beiden Semestern durchgefallen sind und das Studium der Wirtschaftsinformatik beenden müssen. Kann man sich nicht ausdenken.

Danach klönte ich wieder mit einem Espresso mit Heinrich Kümmerle, äh wir machten ein Debriefing / Retrospektive. Später kam noch eine Kollegin dazu. Eine knappe Stunde später wollte ich dann in die nächste Lehrveranstaltung. Mir kam ein Student entgegen und fragte, wo ich bliebe. Peinlich. Die Projektstudie begann schon um 13.30 Uhr, nicht wie all die Jahre vorher um 14 Uhr. Peinliche Macht der Gewohnheit. Immerhin waren die Studierenden noch anwesend. Und mehr als avisiert. Zum Glück hatte ich noch ein Thema parat.

Noch einmal bemerkte ich heute eine zeitliche Fehlrechnung, diesmal von letzter Woche. Da meldete ich mich zu einer Zettelkastenrunde ran, nicht von mir veranstaltet. Fehlrechnung, weil ich dann doch nur etwas sehr knapp dabei sein konnte. Dafür gab es im Anschluss noch ein nettes Gespräch mit St. L.

Mittwochs um 8 Uhr findet diesmal das Kolloquium statt. Für die Uhrzeit erstaunlich gut besucht. Zunächst gab es von mit eine kleine Einführung und dann drei Präsentationen, mit Licht und Schatten. Manche Themen von Abschlussarbeiten verstehe ich nicht. Bei denen bin ich auf die Abschlusspräsentation gespannt.

Danach das Fach Softwaretechnik. Auch erstmal eine Einführung. Manches dazu schrieb ich schon letzte Woche. Und nach der Mittagspause war eine Dienstbesprechung angesetzt. Zum Glück planen wir die in Präsenz, im Unterschied zu anderen Studiengängen. Denn am Mittwoch funktionierte der Zugang zum Webex höchstens sporadisch. Lag am WLAN des Bildungsdisneyländcampus.

Tja, und am Donnerstag war die andere Projektstudie an der Reihe. 4. Semester. Mit so vielen Teilnehmer:innen, wie schon lange nicht. Vier Gruppen. Nette Themen. Zwei neue Themen, zwei vom letzten Semester. Gefühlte Motivation.

Die erste Vorlesungswoche ist immer etwas anstrengender. Man weiß wie, was so alles passiert. Zumal da ja einige mehr oder minder erfolgreich dabei sind, die Auswirkungen des Cyberanfalls zu beheben. Siehe oben. Am Dienstag bekam ich meine neuen Zugangsdaten. Am Mittwoch die Mail, diese bis Donnerstag zu aktivieren, da am Freitag mit der Migration begonnen werden sollte. Nur, viele hatten noch keine Zugangsdaten erhalten. Wäre auch zu komisch gewesen, dass gerade hier die Behörde schnell agiert, wo doch zu viele Anträge mehrere Jahre (!) zur Bearbeitung dauern.

So bemerkten die Verantwortlichen am Donnerstag auch nicht den Stromausfall, bzw. dass danach bestimmte IT-Systeme manuell (!) neu gestartet werden müssen. Nichts mit dem Erfassen der Studierenden, die auf die Autorisierung warteten, um mit dem Studieren zu beginnen. Und ich dachte, dass professionelle IT-ler inzwischen auch mal mit den relevanten Stakeholdern kommunizieren können.

Freitag war wieder Vorlesen in der Dammgrundschule dran. Die Schüler:innen der Klasse 3b freuen sich jedes Mal und ich damit auch. Manche haben ein gutes Gedächtnis und wissen, was vor Wochen von mir vorgelesen wurde. Da das Buch, aus dem ich vorlese, zufällig 128 Seiten hat, spielten wir etwas „Zahlen verdoppeln“. Manche kamen bis 4096. Ich ergänzte noch etwas nutzloses Wissen, indem ich ihnen zeigte, wie man mit einer Hand bis 31 zählen kann, mit Zweien sogar bis 1023. Letzteres glaubten sie mir, ich musste nicht alle Zahlen demonstrieren. Alle haben mutmaßlich gelernt, dass der ausgestreckte Mittelfinger die Zahl vier repräsentiert und zwei davon die Zahl 132.

Danach durfte / musste ich die Datenerfassung vom Donnerstag vollenden. Zum Glück liegt der Bildungsdisneyländcampus in der Nähe der Dammgrundschule.

Die kommende Woche bleibt wohl unplanbar. Mal sehen, was sich die Verantwortlichen zur Behebung des Cyberanfalls noch so alles ausdenken und nicht kommunizieren, damit wir anderen eine maximale Überraschung erleben dürfen.

Und irgendwann dokumentiere ich auch mal, was aus der Zettelkastenrunde geworden ist.