Prof. Dr. Detlef Stern

Ade, Twitter

Ja, Twitter heißt jetzt X.

Das ist aber nicht der Grund, weshalb ich nun bei diesem Dienst sehr still sein werde. Auch nicht, dass mich das X irgendwie an das Symbol Hynkels erinnert, oder an das des X Window Systems. „Noch nie hat ein X irgendwo, irgendwann einen bedeutenden Punkt markiert.“

Es war mehr der Prozess seit meinem letzten Post zum Thema, der meinen Entschluss vor einigen Tagen bereitet hatte. Das X war maximal einer von vielen Tropfen.

Eher schon das Einspielen massiver Werbung. Etwa jeder dritte Tweet war Propaganda, oder Marketing, wie es heute heißt. Fast immer ging es dort um Angebote, die mir moralisch sehr fragwürdig vorkamen. Cryptowährungen, also Abzocke, alternative Fakten, halbseidenes KI-Geschwafel, teure Billigprodukte. Und irgendwie schienen sich die Tweets derjenigen, denen ich „folgte“ dem anzugleichen. Mit der Konsequenz, dass ich mir dieses Treiben vielleicht ein Mal pro Tag ansah.

Aber auch fehlende Resonanz ist ein Grund, auch im Vergleich zu meinem Account im Fediverse. Das X scheint ein Wald zu sein, in den alle hineinrufen, aber niemand zuhören will. Alle scheinen im Sendemodus zu sein, oder wie ich betäubt vom Gekreische und Gesabbel.

Selbst ein Heinrich Kümmerle verspürt keine Lust, für solch eine Art „Dienst“ sogar Geld zu bezahlen.

So habe ich schon vor einiger Zeit meinen letzten offenen Account „geschützt“, d.h. nur die mir folgen, können lesen, was ich schreibe. Eine Person hat das bemerkt und mich nach Gründen gefragt.

Mit diesem Post fliegt der Dienst von meinen Rechnern. Die App (zum Datenabsaugen) war noch nie installiert. Es sind eher die automatisch geöffneten Seiten oder das wohlplatzierte Bookmark, was ich entferne. Dort hineinschreiben werde ich nichts mehr. Für alle Accounts ist das Archiv aller Daten angefordert. Vielleicht nehme ich das zum Testen des Zettelstore.

Wer mit mir kommunizieren möchte, muss das auf anderem Wege tun. Es gibt ja noch viele davon. Der eine oder andere schreibt mir ja jetzt schon manch nette E-Mail. Delta Chat ist eine dazu nette Ergänzung. Und wenn mir nach etwas mehr oder minder „Sozialem“ ist, dann schaue ich ins Fediverse.

Mit diesem eX-Dienst werde ich es wie mit LinkedIn halten: wenn mir danach ist, dann schaue ich hinein. Also eher sehr selten. Schreibt mir dort keine Direktnachrichten mehr. Sie werden nicht gelesen, zumindest nicht zeitnah. Nutzt E-Mail, das ist ein wirklich föderaler Dienst.

Es waren bis vor kurzem nette Jahre mit Twitter. Nun ist es etwas geworden, mit dem ich mich nicht mehr zusammenfinden kann. Zeit für Neues.