Die lange Woche vom 7.11.22
Irgendwie war dies eine nette Woche. Irgendwie. Natürlich gibt es den üblichen Wahnsinn, der sich diesmal allerdings auf Verkehrsteilnehmende beschränkte. Gefühlt scheinen immer mehr Kinder von Hubschraubereltern auf den Wegen unterwegs zu sein. Diese haben gelernt, dass andere für sie aufpassen. Sieht man ja auch an anderen Aspekten.
In der zweiten Woche des Cybercyberangriffs hat sich die Mehrheit an die neuen Verhältnisse gewöhnt. Irgendwie ist so eine Änderung auch mal ganz gut. Dann müssen alle mal wieder selbst denken und nicht mental auf Autopilot fahren. Die Situation ist immer noch ernst und die Experten geben immer noch alles. So die FAQ, die immer mal wieder aktualisiert wird. Die Minderheit, die noch mutmaßlich Mails versendet und sich wundert, weshalb niemand antwortet, muss sich wohl noch bequemen. Wer nicht will, die hat schon.
Das Seminar beginnt langsam ein Seminar zu werden. Und mangels verfügbarem Zugriff auf die große weite Internetwelt wird in den Vorlesungen mehr zugehört. Ob mehr verstanden wird? Das wird sich noch zeigen. Und immer noch ist gut zu erkennen, wer es sich im Kolloquium vor dem eigenen Vortrag einfach gemacht hat.
Viel wichtiger war für mich, wie ich durch den Kontrast zu anderen Denkweisen gerade diese Woche gelernt habe. Das kann das Gespräch mit dem Lehrbeauftragten sein, der sich dem Fach “Projektmanagement“ als soldatischer Geisteswissenschaftler ganz anders nähert als ich als Strukturwissenschaftler mit technischem Einschlag. Auf einmal verstand ich, warum ich manches seit 2008 lehre.
Oder mit Herrn Q. P., alias A. T., der wohl eigentlich K. K. heißt, auf Twitter. Irgendwie im Umfeld Zettelkasten, Ent-lernen, wissend nicht wissen, mutmaßlich Soziologie mit ganz eigenen (im mehrfachen Sinne) Vokabeln. Da hinterfrage ich gerne, im Geheimen, huch, mein Selbstverständnis.
Na gut, etwas lästern muss ich doch. Am Freitag habe ich wieder der dritten Klasse vorgelesen, nun nach knapp drei Jahren Pause. Was ich dort im Klassenraum dieser Grundschule sah, das hätte ich auch ganz gerne am ach-so-stylischen Bildungsdisneyländcampus: eine digitale Tafel. Wieder ein Indiz, dass im hiesigen schwarzen Konzern in Ausstattungen gedacht wird, die den 80ern entsprechen, wären da nicht die HDMI-Anschlüsse für die Projektoren. Seufz.
Was mich freut: auch neue Kolleg:inn:en bewerten studientische Leistungen recht schnell recht ähnlich. Liegt vielleicht auch an der Hochschulform, dass nicht jede:r ein:e selbst gefühlte:r Wissensfürst:in ist. Wo waren wir? Ach ja.
Ebenso: die wöchentlichen Gespräche mit Heinrich Kümmerle, bei einem Kaffee. Mal über Projektmanagement (aus gegebenem Anlass), über den Zettelstore, über Twitter/Mastodon und andere mehr minder als mehr soziale Medien, Alternativen zu allem, aber nicht zu guter Musik.
Apropos, gegen Ende der Woche habe ich mich ein wenig in den Konsum gestürzt. Schon länger habe ich eine Alternative zum eigenen Fahrrad gesucht, die sich vielleicht in Form eines Dienst-Nicht-Fahrrades manifestiert. Der Händler rief an, gefühltes Wunschgefährt sei zur Probe da. Freitag zur Probe probegefahren. Passt. Bestellprozess angetriggert. Mal sehen, wie das klappt, sind ja vier, fünf Parteien involviert. Auch aus dem Grund, weshalb es am Bildungsdisneyländcampus definitiv never ever um die Umwelt geht (Parkplatzgebühren), sondern nur um den schönen Schein. Wie meinte ein Kollege: Ziellinie einer Person.
Noch mehr Konsum, in Form von Audiotechnik. Einer der Gründe für mein heutiges Dasein liegt darin begründet, dass ich mich in meiner Jugend mit HiFi beschäftigte und der dann aufkeimenden Digitaltechnik, aka CD & Co. So ganz ist das über die Jahre nicht verschwunden, war danach aber nie ein Hobby, auch des Geldes wegen. Bis ich letztens mal die vorhandenen Geräte etwas anders zusammenstöpselte, auch mit einem robusteren Kabel. Der Vergleich von Streaming-Dienst, CD und deren gerippter Variante trieb mir dann doch einige Tränen in die Augen, ob der Erkenntnis. Diese wuchs mit dem Ausprobieren eines recht guten Kopfhörers aus städtischer Produktion. Mein Ergebnis: wer Musik wirklich entdecken will, sollte sich beschränken. Der ganze Rest ist für Nebenhermusik (die der eigenen Konzentration für geistige Arbeit nicht wirklich nützt).
In diesem Sinne war es eine Woche der aktiven und konsumierenden Erkenntnis.
Mal sehen was Woche drei des Cybercyberangriffs bringen wird.