Prof. Dr. Detlef Stern

Die lange Woche vom 4.10.22

Zweite Vorlesungswoche. Die Frisur hält. Die lange Woche war diesmal ja auch nicht so lang.

Das Chaos der ersten Woche hat sich etwas gelegt. Auch einmal Zeit, zwischendurch durchzuschnaufen und andere Gedanken zu denken.

Im Fach Projektmanagement ist der Raum wieder so voll, wie in der letzten Woche. Aber locker zwanzig neue Gesichter. Was haben die letzte Woche gemacht? Erfahren, das ein Studium ein wenig ernst genommen werden sollte? Wer weiß. Und was machen die anderen zwanzig diese Woche? Fragen über Fragen.

Dafür waren die Ergebnisse beim Agilen Studieren größtenteils annehmbar. Bei 152 von 225 Lösungsvorschlägen gab es einen Daumen nach oben. Für das erste Mal recht vernünftig. Vielleicht hilft es tatsächlich, die Gruppen nach Kohorten vorzuselektieren. Was zum Forschen.

Im Seminar hat die Mehrheit erfahren, dass man sich vorher und schriftlich Gedanken machen sollte, bevor man an zu bearbeitenden Problemen herumdenken will. Danach gab es regelmäßig Mails mit Gedanken. Manche sogar in der Sprache, in der die Prüfung stattzufinden hat.

Die Projektstudien bekommen langsam Fahrt. Besonders freut mich, dass eine Absolventin diesmal die Rolle der Auftraggeberin übernimmt. Ja, genau die Absolventin, die als Studentin bildlich mit zwei Kommilitonen gezeigt hat, das Projektstudien viel Spaß machen können.

Im Kolloquium waren einige zunächst ganz wach, als ich am Ende fragte, ob die Anwesenden besonders gerne darüber sprechen, wie sie sich gewaschen, Zähne geputzt, angezogen haben. Ich fragte, weil in den Präsentationen diese sterbenslangweiligen Dinge groß und breit präsentiert werden, die man einer wissenschaftlichen Hygiene zuordnen würde. Also so etwas, mit welchen Suchbegriffen man welche Datenbanken abgefragt hat, um eine Literaturrecherche durchzuführen. Im Zweifelsfall sollte man das angeben können, aber dafür gibt es Backupunterlagen. Dieses ganze, an den Formalien orientierte Hygienegeschwafel verhindert eine inhaltliche Auseinandersetzung. Cargo Cult Thesis. Es sei denn, man hat gar keine Inhalte zu präsentieren und sucht Rettung in formalen Hygieneaspekten. Mal sehen, ob jemand zugehört hat.

Und dann ist da noch meine Lieblingsveranstaltung, die Fakultätsratssitzung. Das Wort allein sagt alles. Diesmal allerdings gewürzt mit den Geschehnissen um meinen Termin letztens mit den Rektoratsmitgliedern. Und auch andere Dinge, die dort besprochen wurden, zeigen, dass eine Hochschule nicht immer so etwas wie eine Behörde ist.

Und ja, auch ein Professor freut sich über Lob. Diesmal vom Vorsitzenden des Prüfungsschausschusses, über meine so nachvollziehbare und perspektivenreiche Anträge. Sind auch beide genehmigt worden. Einer mit einer kleinen Auflage, die ich aber nicht schlecht finde. Hoppla, nicht dass diese mein Bewerbungsschreiben für ein hochoffizielles Amt waren.

So langsam wird mir bewusst, dass sich der Termin der Zettelkastenrunde nähert. Am 19.10.22 um 18 Uhr ist es soweit. Mal sehen, wer vorab einen Teilnahmewunsch signalisiert.

Vielleicht bringe ich demnächst auch Version 0.8 des Zettelstore heraus. Viel Neues gibt es dort nicht, eher werden einige alte Zöpfe angeschnitten. Hihi, alte Zöpfe. Gefühlt habe ich den Zettelstore erst gestern begonnen. Dabei ist er für mich inzwischen zum unverzichtbaren Werkzeug geworden. Für eine andere Person explizit auch. Und gerade probiert ihn eine weitere Person.

Schutz persönlicher Daten sei Dank. Ernsthaft. Ich erfahre nur durch persönliche Nachrichten, wenn jemand diesen Post gelesen hat oder den Zettelstore nutzt. Nichts wird heimlich aufgezeichnet. So muss ich auch nicht irgendwelche Daten fragwürdiger Qualität analysieren, um zu frag-würdigen Ergebnissen zu kommen. Haha, da könnte ich ja gleich ein Experteninterview mit zwei Personen führen (kleiner Insider).

So spreche / schreibe ich lieber persönlich mit Nutzern der Software, auch um Verbesserungsmöglichkeiten zu entdecken. Ich spreche / schreibe lieber persönlich mit Lesern, auch um dann inhaltlich zu diskutieren. Nix mit Verstecken in vermeintlich anonymen Daten in der Masse der Menschen. Interaktion mit Menschen. Hmm, wo habe ich das bloß gelesen?

Und wenn erst in 5376 Jahren der Zettelstore die Anzahl der Nutzer von irgendwelcher anderer Zettelkastensoftware überholt, dann ist das nicht schlimm. Wenn diese andere Software in knapp 10 Jahren vom Markt genommen wird,dann werde ich nicht einmal Schadenfreude verspüren. Mir hilft der Zettelstore mehr als andere Zettelkastensoftware und wenn er anderen hilft, dann freut mich das.

Zur Version 0.8 fällt mir gerade nichts dringend zu implementieren ein. Es gibt viele kleinere und größere Ideen (sind alle natürlich auf Zetteln), aber noch nichts Kohärentes. Dann lieber die aktuellen Änderungen herausgeben, Feedback einholen und mal länger nachdenken.

Tiefe Stimme: Kontrolle, noch jemand ohne gültigen Zettelstore?