Prof. Dr. Detlef Stern

Die lange Woche vom 4.4.22

Wie sehr manche Aktivitäten zeitlich kalkuliert sind, habe ich diese Woche am eigenen Beispiel erfahren. Hmm, auch schon letzte Woche. Wenn man am Donnerstag und Freitag als Mitglied von Berufungskommissionen eingeplant ist, dann fehlt einem diese Zeit für andere Dinge. Zum Beispiel um Mails nicht zu knapp zu beantworten, um Feedback zu vorgeschlagenen Seminarthemen zu geben oder um am Zettelstore zu basteln. Selbst der eingeplante Besuch des Europastammtisches fiel für mich ins Wasser.

Zum Glück, nein leider, konnte ich wenigstens während der Berufungsvorträge über manches nachdenken. Immerhin sind in der Theorie Theorie und Praxis gleich.

Mein Zettelstore-Ökosystem profitiert davon, dass ich in die Client-Bibliothek das Lesen der JSON-Daten und das Generieren der HTML-Ansichten eingebaut habe. Für den Zettel Presenter war das nötig. Aber auch der Zettelstore selbst wird davon profitieren, da ich den HTML-Generator des Clients wesentlich flexibler als den aktuell fest eingebauten HTML-Generator einsetzen kann. Ein schönes Beispiel für meine Lehrveranstaltung „Softwaretechnik“, in der ich auch diese Woche die Bedeutung von Softwarearchitekturen erläuterte.

Ein positives Beispiel für eine angemessene Architektur lieferte mir Heinrich Kümmerle via Twitter. Er hat wohl seine Installation des Zettelstore zerschossen, war aber, dank der Grundannahmen des Zettelstore, in der Lage, auf relevante Daten zuzugreifen. Als eifriger Nutzer von macOS-Geräten schlug er mir vor, die Inhalte via iCloud synchronisieren zu lassen. Ob das ginge. Eine kleine Recherche später: der Zettelstore untersützt das direkt. Werde wohl mal einen Abschnitt zu Tipps und Tricks im Handbuch ergänzen.

Twitter lese ich immer weniger. Es entwickelt sich (in meiner Timeline) zu einer Fremdschämmaschine, manchmal ist es eine Betroffenheitsmaschine, eine Besserwissermaschine, gerne auch eine Nachplappermaschine. Immer mit viel Selbstgerechtigkeit. Vielleicht sollte ich mal meine Timeline aufräumen und nur noch denen mit originellen Inhalten folgen.

Kleines Fundstück hierzu: „To most people, social acceptance is one of the most important driving forces of their lives. As such, social media discussion sites are mainly dominated by people who follow hype and trends. They cannot and do not think independently, and they are afraid of going against the current. If you use your brain and don't follow the hive mind, you will definitely not be liked.“

Mit dem (empathischen) Denken haben in Heilbronn offenbar manche Studierenden Probleme. Dass diese eRoller dumm in die Gegend gestellt werden, ist ein allgemeines Ärgernis. Nun aber auch die Leihräder vom Typ „CampusRad“, die u.a. für das Pendeln zwischen den HS-Standorten gedacht sind. Die werden an den Stellen gerne entsorgt, an denen die Steigung etwas größer ist. Unabhängig davon, ob nun die jeweiligen Stellen damit zugestellt werden oder nicht. Warum diese Personen nicht von den Betreibern eine Rechnung erhalten, bleibt mir ein Rätsel. Mir geht es nicht dabei um Recht und Ordnung, sondern um unnötige Gefährdungen anderer.

Immer wieder schön, wenn man erfährt, dass man mit seinen Gedanken nicht allein ist. Heute: Medienkonsum. Ein gewisser Felix von Leitner, auch als Fefe bekannt, schreibt darüber, dass er Onlinezeitungen nicht mehr liest. Ich habe da eine ganz einfache Heuristik: füllt sich der Bildschirm mit einer überdimensionalen Information zu übertragenen persönlichen Daten, schließe ich den Tab. Dann steht die Werbung im Vordergrund, nicht der Inhalt. Und die Tagesschau lese ich nur über einen RSS-Feed, den deren Praktikanten immerhin meistens bespielen können.

In den ersten Vorlesungswochen passiert immer recht viel. Es wird auch wieder langweiliger. Dafür sind bei mir die Perversitäten der äußeren Welt auch diesmal in den Hintergrund gerutscht.