Prof. Dr. Detlef Stern

Sommerloch, oder: Dropbox hat gelogen?

Wieder einmal regen sich einige Leute auf. Dropbox soll die Benutzer "belogen" haben, was die Sicherheit ihrer Daten betrifft.

Unabhängig von möglichen Versprechungen auf der Website von Dropbox, wundert mich, dass jemand mit etwas technischem Verstand diese wirklich ernst genommen hat. Wenn Klartextdaten von einer Website herunter geladen werden können, dann muss der Betreiber auf diese Daten im Klartext Zugriff haben. Es sei denn, der Benutzer hat auf seinem Rechner zum Download eine spezielle Software installiert (direkt oder durch den Beteiber). Das ist aber bei Dropbox nicht der Fall.

Der (frühere) Konkurrent Wuala verschlüsselte tatsächlich nur beim Benutzer, ein Webzugriff erfolgt über ein Java-Applet. Ist das sicherer? Vielleicht. Denn ich muss Wuala vertrauen, dass sie in den Verschlüsselungmethoden keine Hintertür eingebaut haben.

Bei allen Diensten, die ich nutze gilt: ich muss dem Administrator / Diensterbringer vertrauen. Alles andere funktioniert nicht. Oder ich betreibe alle Dienste selbst. Wenn ich meine Daten "sicher" haben möchte, dann packe ich einen TrueCrypt-Container in meine Dropbox. Oder in meinen Wuala-Space.

Mich wundert, weshalb Wired und Netzpolitik jetzt diese Kuh durch das digitale Dorf treiben. Haben wir schon das Sommerloch? Oder fehlt beiden das grobe technische Verständnis? Ich weiß nicht, was mich mehr beunruhigen sollte. Die "Lüge" von Dropbox oder der technische Mangel von technologie-orientierten Webseiten.

Update 19.04.2016: Wuala gibt es nicht mehr.